Aus dem Kreistag:
Regionaler Klimaschutz und regionale Energieversorgung – die Bioabfallvergärungsanlage der AVR
Am 4. April 2017 gab der Kreistag – übrigens in Ilvesheim - grünes Licht für das ambitionierte 45 Millionen Projekt „AVR Bioabfallvergärungsanlage“ gegeben.
Nach Monaten intensiver Planung erfolgte im Februar 2018 der erste Spatenstich. Im Frühjahr 2019 konnte termingerecht mit dem Probedurchlauf begonnen werden konnte. Am 19. Juli 2019 speisten AVR und MVV erstmals umweltfreundliches Biogas in das Erdgasnetz ein. Mit der offiziellen Inbetriebnahme am 25. September 2019 ging dann ein Leuchtturmprojekt endgültig an den Start: Die neue AVR Bioabfallvergärungsanlage in Sinsheim.
Die mit der gebührenfreien BioEnergieTonne gesammelten Mengen sind die Basis für die neue AVR Bioabfallvergärungsanlage. Aktuell sind rund 100.000 AVR BioEnergieTonnen kreisweit im Einsatz. Die jährlich gesammelten Mengen an Biomüll weisen seit Jahren rasante Steigerungsraten auf. Von rund 7.000 Tonnen im Jahr 2011 auf ca. 48.000 Tonnen aktuell, Prognose weiter steigend.
Mit dem mehrstufigen Verwertungskonzept erfüllt die neue AVR Bioabfallvergärungsanlage alle Kriterien für Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit und ist ein Musterbeispiel für einen ökologischen Ressourcenkreislauf, der regionalen Klimaschutz mit stabiler Rentabilität verbindet.
Die biogenen Abfälle werden vergoren, getrocknet und anschließend als gütegesicherter, zertifizierter Frischkompost vermarktet. Dieser Kompost zeichnet sich durch einen hohen Düngerwert aus, er trägt zur Humusbildung bei und ist äußerst pflanzenverträglich. Die regionale Landwirtschaft verfügt damit langfristig über einen wertvollen, organischen Dünger, der zudem als Torfersatz im privaten und kommerziellen Gartenbau Verwendung finden wird.
Das im Vergärungsprozess erzeugte Rohbiogas wird zu Biomethan aufbereitet, bevor die Einspeisung in das Erdgasnetz erfolgt. Die Biogasaufbereitung und -einspeisung ermöglicht zugleich eine flexible und dezentrale Nutzung dieser erneuerbaren Energie - sowohl da, wo sie benötigt wird, als auch genau dann, wann sie gebraucht wird. Das Erdgasnetz stellt auf diese Weise mit seiner vorhandenen Struktur einen riesigen Speicher zur Verfügung, der gerade im Sinne der Energiewende immer wichtiger wird. Zusätzlich kann zum Ausgleich von Produktions- und Einspeiseschwankungen vor Ort auch ein 5.000 Kubikmeter fassender Biogasspeicher genutzt werden.
Die Bioabfallvergärungsanlage erfüllt gleich eine Vielzahl markanter Kriterien, von der Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit über diverse Synergieeffekte.
Beispiel Synergieeffekte: Ein Teil der Abwärme des direkt benachbarten AVR Biomasseheizkraftwerks wird künftig nicht mehr „in die Luft geblasen“, sondern für die Trocknung der flüssigen Gärreste verwendet.
Damit ist ein weiterer Ressourcenkreislauf ökologisch und vor allem auch ökonomisch sinnvoll geschlossen, denn die Akteure haben bei der künftigen Form der Abfallverwertung nicht nur die Förderung der regionalen Klimaschutzziele, sondern auch die Wirtschaftlichkeit und eine stabile Rentabilität fest im Blick.
Sie sehen: Bio-Abfälle sind kein Müll, sondern ein Beitrag zum Klimaschutz und einer regionalen Energieversorgung!
Peter Riemensperger, Kreisrat